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NFT, Bitcoin, Blockchain – Alles kryptisch?

NFTs, Blockchain, Kryptowährung: Das sind Begriffe, die uns derzeit ständig in den Medien begegnen, aber für viele – wie auch für uns – ein Mysterium darstellen. Man verbindet sie mit etwas Nicht-Fassbarem, was durchsichtig durch das Internet wabert und für die normalen Nutzer:innen nicht greifbar sind. In diesem Beitrag soll – auf die einfachste Art und Weise – erklärt werden, was NFT und Blockchain überhaupt bedeuten, wie diese Begriffe zusammenhängen und was das Ganze mit der Gaming-Branche zu tun hat. Außerdem finden noch Beispiele aus dem Anwendungsbereich einen Platz.

Beginnen wir ganz einfach mit den Basics: Was ist ein NFT? Ausgeschrieben bedeutet NFT „Non Fungible Token“. Übersetzt heißt das in etwa „Nicht ersetzbare Werteinheit“ oder aber „Nicht tauschbares Objekt“. Die Übersetzung erklärt schon mal das Wesentliche eines NFT: Ein NFT ist ein unveränderliches, einzigartiges und individuelles Etwas. Ein Bitcoin hingegen ist fungible, also austauschbar. Die Kryptowährung Bitcoin ist mit Sicherheit vielen von euch schon einmal begegnet. Es ist die erste und weltweit stärkste Kryptowährung auf dem digitalen Handelsmarkt und kann gegeneinander gehandelt und getauscht werden. Dabei ist ein Bitcoin immer so viel wert, wie ein anderer (z. B. 1 Bitcoin = 50€). NFTs können komplett unterschiedliche Werte haben; so kann ein NFT einen Wert von 3500€ haben und ein weiterer einen Wert von 50€. Da NFTs nie den gleichen Wert haben können, eignen sie sich also perfekt um alle möglichen Dinge wie Kunst, Sammlerstücke oder andere seltene Items darzustellen – und genau das tun sie in der digitalen Welt. So kann ein NFT eine Audiodatei, ein GIF, ein Video oder eine Grafik – sprich: alles, was man digital speichern kann – sein.

So weit, so gut: Ein NFT ist also ein einzigartiger, digitaler Inhalt. Aber sagen wir, wir haben ein digitales Bild einer Kuh, gespeichert als NFT. Dieses wird durch Screenshots, Downloads etc. vervielfacht und jeder besitzt es – was ist dann das Besondere an unserer tollen Kuh-Grafik? Dazu muss man verstehen, wie NFTs funktionieren: Erstellt man ein NFT, werden Daten über den Ersteller bzw. die Erstellerin sowie der Preisverlauf auf der sogenannten Blockchain gespeichert. Die Blockchain ist eine verteilte, öffentliche Datenbank, welche die Echtheit des NFTs absichert und seine Originalität bewahrt. Das echte NFT – in unserem Fall unsere Grafik einer Kuh – kann so nur einen Besitzer haben. Durch smart contracts wird Eigentum und Übertragbarkeit des NFT verwaltet und auf der Blockchain gespeichert. So gesehen fungiert ein NFT als ein Echtheitszertifikat eines digitalen Inhalts, was auf der manipulationssicheren Blockchain abgespeichert ist. Um zurück zu unserem Beispiel zu kommen: Auf dem NFT unserer Kuh-Grafik steht also, dass wir es erstellt haben und es damit unser Eigentum ist. Würden wir sie verkaufen, wird ein weiterer Eintrag auf der Blockchain unternommen.

Wir fassen an dieser Stelle kurz zusammen: Die Blockchain-Technologie und NFTs eröffnen also eine völlig neue Welt. Zum allerersten Mal kann ein digitaler Inhalt ganz allein einer einzigen Person gehören – und niemandem sonst. Die Einzigartigkeit einer Sache war vorher ausschließlich in unserer physischen Welt möglich, z. B. bei haptischen Dingen wie Kleidung, Schmuck oder Häusern. Die Besitzbarkeit digitaler Dinge ist etwas, was es vorher noch nie gab und eröffnet neue Anwendungsgebiete, unter anderem in Kunst, Musik, Technologie oder eben im Gaming.

NFTs in der Anwendung

Die Basics haben wir nun abgeschlossen, denn wir wissen, was NFTs sind, wie sie funktionieren und vor allem, was das Besondere an ihnen ist: ihre Exklusivität.

In der Krypto-Kunst kann ein digitales Kunstwerk (sei es ein Musikstück oder eine Grafik) als NFT abgespeichert klar und deutlich einem Besitzer zugeschrieben werden. Das Kunstwerk erhält den größten Teil seines Wertes durch die Prüfung der Echtheit und des Eigentümers bzw. der Eigentümerin, also Daten, die auf der Blockchain abgesichert sind.

Vor allem als Sammler:in kommt man in der Welt der NFTs auf seine Kosten. Passionierte Sammler:innen möchten am liebsten so viele Objekte einer Serie wie möglich ihr Eigen nennen oder aber ein einzigartiges Stück besitzen. Diese leidenschaftlichen Menschen findet man überall und es gibt quasi für alles einen Sammlermarkt. Zudem ist Sammeln ein sehr persönliches Hobby, denn oft haben die Objekte, die man sammelt einen emotionalen und persönlichen Wert und Sammler:innen sind bereit, viel Geld für begehrte Objekte auszugeben. Auch in Form von NFTs können mithilfe der Blockchain-Technologie Dinge gesammelt werden. Den Besitzer:innen scheint es  hierbei egal, dass es sich lediglich um einen Link handelt, der ein Bild, ein Video oder ähnliches aufzeigt –  augenscheinlich geht es um die bloße Besitzbarkeit des Objekts bzw. des auf der Blockchain gesicherten Zertifikats, sei es aus persönlichen oder Prestige Gründen.

Um zu einem konkreten Beispiel des Sammelns zu kommen, kann man sich in der Sportwelt umsehen. Das Sammeln kleiner Sammelbilder in Panini-Magazinen hat in früherer Zeit Groß und Klein in seinen Bann gezogen. Mittlerweile ist der Trend des Sammelns von Sportbildern auch auf dem digitalen Markt ein Hit. So können sich Krypto-Fans beispielsweise ein digitales Sammelbild aus der NBA kaufen: Dafür erwirbt man auf der Plattform NBA Top Shots ein Sammelpaket Bilder und weiß – wie in alten Zeiten – vorher nicht, was drin ist. Wer doppelte Bilder hat, kann diese auf einem Marketplace tauschen oder verkaufen. Jedes digitale Sammelstück der NBA wird dabei als „Moment“ bezeichnet, was dem Kaufinteressierten oder dem Sammelnden (der möglicherweise eine persönliche Verbindung zum Basketball hat) suggeriert, er habe einen einzigartigen Moment erstanden, der nur ihm allein gehört. Theoretisch ist das auch so: Laut digitalem Zertifikat gehört dem Käufer bzw. der Käuferin dieser „Moment“ – auch wenn es eben nur ein Link ist.

So sieht der digitale Sammelbildchen-Shop für „Moments“ aus. (Quelle: NBA Top Shots)

Ebenso finden einzigartige Sammlerstücke, wie z. B. der allererste Tweet des Twitter-Mitgründers Jack Dorsey, Abnehmer:innen auf dem Sammlermarkt. So wurde Dorseys erster Tweet für stolze 2,9 Millionen US-Dollar verkauft. Dorsey’s Tweet ist nur ein Beispiel von vielen, denn der Handel mit NFTs hat einmal wieder gezeigt: Es gibt für alles einen Markt.

NFTs erobern den Gaming-Bereich

Die Nachfrage nach einzigartigen Gegenständen in Form von NFTs, die gehandelt werden können, findet auch in der Gaming-Branche Anklang. NFTs in Games können z. B. Collectibles oder Ingame-Objekte, wie exklusive Skins für Charaktere oder Waffen, sein. Große Publisher wie beispielsweise EA oder Ubisoft sehen in der NFT- und Blockchain-Technologie das große Geld. So kündigte Ubisoft an, im Shooter Ghost Recon: Breakpoint NFTs in Form exklusiver Ausrüstungsgegenstände anzubieten. Eine Plattform dafür gibt es sogar schon. Auch EA sieht eine Zukunft für NFTs in Form eines Sammelkartenmodells – also wie im Falle der NBA ebenfalls die Etablierung eines digitalen Panini-Sammelalbum-Äquivalents. Im Gegensatz zu Ubisoft beobachtet EA allerdings erstmal den Markt und handelt nicht so offensiv wie Ubisoft.

Ein Grund dafür könnte im Fall von GSC Game World liegen, die ankündigten in Stalker 2 NFTs verwenden zu wollen, sein. Die Fans des Shooters zeigten sich damit jedoch überhaupt nicht einverstanden, weshalb ein massiver Shitstorm die Pläne des Publishers wieder verwarf: In einem Tweet wurde zurückgerudert und erklärt, dass die Interessen der Fans die höchste Priorität seien – und nun wird es keine NFTs in Stalker 2 geben. Generell äußert sich die Gaming-Community sehr kritisch zu den NFT-Plänen der Unternehmen. So warfen Spieler:innen Ubisoft in Bezug auf sein Vorhaben vor, dass NFTs nur ein Mittel zum schnellen Geld seien und keinen Mehrwert bieten würden. Ubisoft zog daraufhin sogar das Ankündigungsvideo zum Projekt zurück, nachdem es 31.000 Dislikes verzeichnete.

Ubisoft ist bereit für den NFT-Markt. (Quelle: Ubisoft Quartz)

Neben dem Vorwurf des schnellen Geldes wird auch die Macht des Publishers kritisiert. Ist ein einzigartiger Skin nur ein Mal vorhanden, wird es selbstverständlich nur einmal verkauft und es gibt eine:n exklusive:n Besitzer:in. Wenn sich der Publisher jedoch ein Jahr später dazu entschließt, doch noch einmal 50 weitere Exemplare dieses Skins zu verkaufen, ist die Einzigartigkeit auf die der Besitzende gesetzt hatte dahin und das erworbene NFT verliert einen hohen Anteil des Wertes.

Die vielfältigen Möglichkeiten von NFTs haben wir in diesem Beitrag nur anschneiden können. Insbesondere diese Vielfältigkeit der Optionen als auch das Einzigartigkeitskonzept von NFTs scheinen sie so attraktiv zu machen, weshalb sie während der Pandemie einen regelrechten Hype ausgelöst haben. Mit jeder Nachricht über diese Technologie wächst die Aufmerksamkeit – allerdings kann das, wenn ein neuer Hype kommt und die Mehrheit über etwas anderes redet auch schnell wieder vorbei sein. Zudem besitzen NFTs erstmal noch ein Nischen-Dasein, denn die breite Masse kann mit dem Begriff sowie der dahinterstehenden Technologie noch nicht anfangen. Finden NFTs weiterhin Einzug in das alltägliche Leben, entscheiden wir letztendlich alle selbst darüber, inwieweit wir das komplizierte Konstrukt in unser Leben lassen.

Alles, was uns in der Recherche zum Thema NFT und Blockchains begegnet ist und uns regelrecht fasziniert hat, konnten wir leider nicht in diesem Artikel unterbringen. Dies beweist umso mehr, dass es sich um ein Themengebiet handelt, was es zu beobachten gilt. NFTs sind gewissermaßen ein Experiment, an dem wir alle mitwirken können, wenn wir das wollen. Ein großer Aspekt, der in Diskursen über NFT und Blockchain-Technologie auf jeden Fall Beachtung finden sollte, ist der negative Einfluss auf die Umwelt. Da jede digitale Transaktion Strom kostet, wird bei den erforderlichen Prozessen eine ungeheure Menge CO2 ausgeschüttet. Der Handel mit NFTs besteht aus einer Vielzahl von Schritten (Erstellung, Bieten, Übertragung etc.) und da jeder dieser Schritte Berechnungen auf der Blockchain erfordert, ist der Strom- und damit der CO2 Verbrauch enorm. Angesichts der herrschenden Klima-Situation sollten die Auswirkungen von Technologien, auch dieser, auf jeden Fall offen kommuniziert werden.

Eine spannende Sicht auf den NFT-Hype könnt ihr euch gerne bei unserer Kollegin von gameswirtschaft.de durchlesen. Wir sind überzeugt, dass es sehr hilfreich ist, unterschiedliche Meinungen, insbesondere zu neuen Themen, zu lesen. Das regt zum Denken an und verhilft zu frischen Blickwinkeln!


(via www.betrugstest.com)

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